Die Wiener israelitische Kultusgemeinde bot Kurse an. Da Herr Fantl nicht mehr zur Schule gehen durfte, nahm er diese Angebote an und erlernte den Beruf eines Schlossers, der ihm in späteren Jahren wahrscheinlich auch sein Leben rettete.
Am 1. Oktober 1942 wurde die Familie mit einem Lastauto nach Theresienstadt gebracht. Herr Fantl wurde gemeinsam mit seinem Vater von dort aus für den Weitertransport nach Auschwitz Birkenau ausgewählt. Das Fahrzeug- ein Viehwaggon, in dem alle Häftlinge auf kleinstem Raum zusammengepfercht waren.
In Auschwitz angekommen schickte Dr. Mengele die Häftlinge entweder nach rechts oder nach links, was, wie Herr Fantl später erfuhr, über Leben und Tod entschied. Sein Vater wurde an diesem Tag umgebracht.
Herr Fantl meldete sich als Schlosser und wurde in das KZ Gleiwitz I transportiert. Unter schwersten Bedingungen musste er dort arbeiten. Sonntags war keine Schicht, doch da mussten die Gefangenen sinnlos Steine schleppen.
Den achten Teil einer Scheibe Brot, ein Stückchen Margerine und ein Häferl wässrigen Kaffee stellte die Tagesration für die Gefangenen im KZ dar. Dieses Martyrium konnte Herr Fantl nur überleben, weil ihm ein Vorarbeiter aus Schlesien ab und zu heimlich Brot zusteckte.
Täglich wurden Menschen umgebracht. So, wie es Herr Fantl erzählte scheint es, als hätten die Aufseher des KZs Spaß daran gehabt. Oft wurden die Erhängten oder Erschossenen vor den anderen Gefangenen sogar noch zur Schau gestellt.
Im Jänner 1945 begann der Todesmarsch. 3 Tage lang je 40km marschieren. Herr Fantl erlitt durch das schlechte Schuhwerk eine schwere Entzündung am Fuß und konnte nicht mehr aus eigener Kraft weitermarschieren. Seine Kameraden halfen ihm bis nach Blechhammer. Dort wurde den Häftlingen gesagt, sie seien frei. Die Tore wurden geöffnet, doch wer hindurch ging, wurde erschossen.
Her Fantl erzählte, dass er mit seinen Kameraden in einer Baracke, die von den Nazis ziellos beschossen und angezündet wurde, blieb.
Als die Nazis weg waren, gingen sie in ein leer stehendes Haus hinein, legten ihr Häftlingsgewand ab und zogen sich nach langem endlich wieder "normale" Kleidung an. In dem verlassenen Haus stand noch ein Kochtopf mit Essen auf dem Herd, doch sie rührten es trotz enormen Hungers, aus Angst, es hätte vergiftet sein können, nicht an.
In der Nähe war ein leeres Spital. Die Russen schossen dort das Schloss der Essenskammer auf und verteilten das Essen.
Herr Fantl hatte, als er befreit wurde 38kg.
Es ist unglaublich, was dieser Mann überstanden hat. Körperlich, aber noch viel mehr seelisch.
Herr Fantl nahm trotz seines hohen Alters (89 Jahre), und obwohl an diesem Tag die Anreise aus Wien wegen Hochwasser sehr unsicher war, den Weg nach Linz mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf sich, um SchülerInnen des Wahlpflichtgegenstandes Geschichte und Sozialkunde / Politische Bildung der 7. Klasse von seinen Erlebnissen aus der Zeit des Nationalsozialismus zu erzählen. Wie erwartet berichtete der Zeitzeuge von schlimmen, grausamen, unmenschlichen Dingen, die er als Jude damals erfahren musste. Er tat dies in einer sehr authentischen und berührenden Art. Er vermittelte aber auch sehr positive Botschaften, z.B. die Wichtigkeit von Ausbildung, die Bedeutung von Zusammenhalt und Freundschaft, Zivilcourage.
Seinen Vortrag schloss der Zeitzeuge mit einer sehr eindringlichen Bitte: "Erzählt die Dinge, die ihr heute von mir erfahren habt weiter, damit der Holocaust niemals in Vergessenheit gerät!"